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22.05.2020
Prävention | Winterlager

Verspäteter Frühjahrs-Check

Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude, den diesjährigen Saisonstart können wir jedoch kaum noch erwarten. Auch wenn im entscheidenden Moment alles möglichst schnell gehen soll, ist beim Auswintern Vorsicht gefragt. Michael de Boer von Pantaenius Yachtversicherungen kennt die häufigsten Fehlerquellen, die im Eifer des Gefechts gerne übersehen werden.

Die To-Do-Liste beim Auswintern ist lang und der Artikel verfolgt nicht das Ziel, einen vollständigen Überblick hierüber zu verschaffen. Vielmehr geht es darum zu vermeiden, dass vor lauter Ungeduld und gerade in der aktuellen Situation beim verspäteten Saisonbeginn kein größeres Malheur passiert.

Begonnene Arbeiten im Winterlager

„Grundsätzlich sollten alle im Winter begonnenen Arbeiten an der Yacht zunächst einmal beendet und kontrolliert werden, bevor das Schiff ins Wasser kommt“ betont Michael de Boer aus der Pantaenius-Schadenabteilung. „Das gilt für die an Bord befindliche Elektronik genauso, wie für ausgetauschte Bauteile oder gar neu eingesetztes Inventar. Wurde beispielsweise ein neues Waschbecken verbaut, ist es ratsam nochmal zu überprüfen, ob der Schlauch auch fest mit dem Seeventil verbunden wurde. Wassereinbruch ist eine der häufigsten Schadenursachen und in 90 Prozent der Fälle gelangt Wasser durch vorhandene Strukturen ins Schiff.“

In Vorbereitung auf die Saison sollten daher noch an Land sämtliche Seeventile bzw. alle Borddurchlässe einem letzten Check unterzogen werden. Wasser in Schläuchen und Seeventilen, das nach der letzten Saison nicht abgelassen oder nicht mit Frostschutzmittel versehen wurde, kann bei eisigen Temperaturen frieren und daraus entstehende Kräfte das Seeventil beschädigen. „Selbst wenn das Seeventil beim Auswintern zu ist, kann es unbemerkt aufgefroren, beschädigt und undicht sein. Dies macht sich dann oftmals zu spät, nämlich erst bei Inbetriebnahme der Yacht bemerkbar“, erklärt Michael de Boer. Gerade im Frühjahr kommt Frost manchmal unerwartet. Wer mit seinem Boot also bereits in den Startlöchern steht und eigentlich nur darauf wartet, dass es losgeht, sollte sich dieses Risiko ruhig noch einmal in Erinnerung rufen.

Eine weitere Schadenquelle geht vom Propeller und den dort befestigten Opferanoden aus. Letztere dienen als Korrosionsschutz und müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Bei einigen Anoden wird hierfür zunächst der Propeller abgenommen und die alten Anoden durch neue ersetzt. Ehe das Boot ins Wasser gelassen wird, ist es deshalb ratsam zu prüfen, ob beides wieder ordnungsgemäß montiert wurde.

„Dann gibt es noch die Gefahr der Dieselpest. Fällt der Motor plötzlich aus oder lässt sich nach längerer Standzeit gar nicht mehr starten, können Mikroorganismen schuld sein, die es sich zunächst unbemerkt und dann mit fatalen Folgen im Bootstank gemütlich gemacht haben“, erklärt Michael de Boer. Ein wenig Wasser im Tank reicht, um die Vermehrung von Mikroorganismen in der Grenzschicht zwischen Wasser und Diesel in Gang zu setzen. Dabei gilt: Je länger die Standzeit und je wärmer die Umgebungsluft, desto mehr blinde Passagiere. Bei steigenden Temperaturen und ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr erwacht der Dieseltank dann buchstäblich zum Leben. „Problematisch sind jedoch nicht unbedingt die Bakterien selbst, sondern deren Stoffwechselprodukte, die sich in Form von zählflüssigem dunklem Bioschlamm im Tank ausbreiten und Kraftstofffilter, Dieselleitungen oder Einspritzdüsen zusetzen können. Sie fördern außerdem Korrosion im Tank und an Motorkomponenten, wie z.B. Einspritzdüsen, und können längerfristig zu erheblichen Schäden führen. Regelmäßige Kontrollen des Tankinhalts sowie zusätzlich der Gebrauch eines speziellen Dieselkraftstoffs oder Kraftstoffadditivs können dauerhaften Schutz gewährleisen.“

Nun erschwert die aktuelle Situation eine gründliche Saisonvorbereitung natürlich immens. Arbeiten an der Yacht, die Eiger bislang beispielsweise selber durchgeführt und anschließend auch eigenständig überprüft haben, müssen nun Servicebetrieben in Auftrag gegeben werden. Beim Kranen und Slippen sieht es ähnlich aus. Was, wenn der Werftbetrieb also nicht weiß, welche Besonderheiten bei der eigenen Yacht zu beachten sind?

„Als Eigner hat man eine gewisse Fürsorgepflicht. Dazu zählt in diesem Fall eine enge und vertrauensvolle Kommunikation mit der Werft. Je detailliertere Informationen man der verantwortlichen Partei liefert, desto reibungsloser sollte der Vorgang eigentlich ablaufen. Besonderheiten, beispielsweise wie ein Gurt an der Yacht platziert werden muss, sollten bei eigener Abwesenheit unbedingt mitgeteilt werden“, rät Michael de Boer. „Wichtig ist aber, sich und auch die beauftragten Servicebetriebe bei Saisonstart dabei nicht zu sehr unter Zeitdruck zu setzen. Wir alle wollen möglichst schnell aufs Wasser, Verständnis und Rücksichtnahme sind gerade jetzt besonders wichtig. Unnötige Drängelei hingegen steht den reibungslosen Auswinterungsprozessen unnötig im Weg.“

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