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10.01.2022
Prävention

Wir - Die Gäste auf dem Wasser

An einem perfekten Segeltag im letzten Sommer segelte der Überführungsskipper Pete Green vor der Südwestküste Spaniens. Green und seine Crew waren dabei, eine Amel 52 von Gibraltar nach Großbritannien zu überführen, und alles verlief reibungslos, als sich plötzlich das Ruder der Yacht unkontrolliert hin und her drehte. Sie waren von einem Wal angefahren worden.

„Wir wussten, dass die Gefahr bestand, auf Orcas zu treffen, also hielten wir uns nahe der spanischen Küste auf, aber wir sahen sie nicht kommen“, sagt Green, Geschäftsführer von Halcyon Yachts. „Das Steuerrad drehte sich plötzlich von links nach rechts, als sie mit dem Ruder kollidierten.“ Die Besatzung schaltete sofort die gesamte Elektrik aus, stellte den Motor ab, rollte die Segel ein und legte sich an Deck. Alle Ratschläge, die sie gesehen hatten, lauteten, passiv im Wasser zu sitzen, bis die Wale sich langweilten. Die Orcas kreisten fast zwei Stunden lang langsam um die Amel, zeitweise so nah, dass die Besatzung die Tiere fotografieren und filmen konnte.

Die ganze Zeit über stießen die Orcas gegen den Rumpf, den Kiel und das Ruder. „Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie uns endlich in Ruhe ließen“, sagte Pete Green. Als die Wale verschwunden waren, war das Ruder bereits stark beschädigt. „In gewisser Weise war es erstaunlich, diesen herrlichen, riesigen und eleganten Kreaturen so nahe zu sein. Aber es war auch beängstigend zu wissen, dass sie in der Lage sein könnten, schwere Schäden zu verursachen. Wäre das Ruder zerstört worden, hätten wir die Kontrolle über das Schiff verloren. Zum Glück hatten wir noch ein winziges bisschen Ruder übrig, gerade genug, um den Kurs zu halten und Schutz zu suchen“, erklärte er. Es war nicht das erste Mal, dass Green auf einer Yacht gesegelt ist, die von Orcas angegriffen wurde. Ein Jahr zuvor wurde die Hallberg Rassy 36, die er nach Großbritannien lieferte, in der Nähe von A Coruña an der nordwestlichen Ecke Spaniens „mindestens 15 Mal gerammt“. Die Yacht verlor die Manövrierfähigkeit und musste in den Hafen geschleppt werden. „Früher waren sie so friedlich und es war immer ein Vergnügen, sie vom Boot aus zu sehen. Im letzten Jahr hat sich das für mich geändert“, sagt Green. Warum haben es diese Wale auf Yachten abgesehen? Wie weit verbreitet ist das Problem, und sollten wir uns mehr Gedanken über unsere Interaktionen mit Meerestieren machen?

Warum greifen Wale an?

In den letzten Jahren scheint es vor den Küsten Spaniens und Portugals im Atlantik häufiger zu Zwischenfällen mit Orca-Walen gekommen zu sein. Die meisten Vorfälle ereigneten sich zwischen der Straße von Gibraltar und dem Golf von Cadiz, einem Wanderkorridor, in dem sich Populationen im Sommer aufhalten, um sich von Fischen wie Rotem Thun zu ernähren und ihre Jungen zu säugen. Nachrichten über Angriffe verbreiteten sich zuletzt so rasant, dass man meinen könnte, die Meere seien voll von aggressiven Säugetieren. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Diese „Angriffe“ sind anscheinend das Ergebnis einer sehr geringen Anzahl von Tieren, deren Verhalten sich offenbar entwickelt hat.

Nach Angaben des spanischen Umweltministeriums leben in dieser Region im Sommer nur etwa 40 bis 45 Orcas, die zu nur fünf stabilen sozialen Gruppen gehören. Isoliert von anderen atlantischen Populationen kommen sie in diese Regionen, um zu gebären und ihre Jungen zu säugen. Dr. Ruth Esteban, eine in Cádiz ansässige Meeressäugerforscherin, die seit sechs Jahren die spanische Orca-Population beobachtet, sagt, dass es allein von Juni bis Mitte Juli 2021 53 gemeldete Vorfälle entlang der spanischen Küste gab. Sie glaubt jedoch, dass die Angriffe nur von einigen dieser Familiengruppen durchgeführt werden, und selbst daran nicht alle beteiligt sind.

„Bei einer Gruppe handelt es sich nur um Jungtiere, bei der anderen Gruppe sind es hauptsächlich Jungtiere und sogar Kälber, obwohl auch ein Erwachsener dabei ist“, sagt sie. Über den Grund sind sich die Wissenschaftler nicht sicher, räumt sie ein, aber eine vorherrschende Theorie ist, dass die Jungtiere spielen. Möglicherweise finden sie die Ruder besonders verlockend, weil sie sich bewegen und geschoben werden können.Die Spielattacken sind für die Jungtiere aufregend,denn sie müssen diese Fähigkeiten bald nutzen, um sich selbst zu ernähren, sodass dieses Verhalten immer häufiger auftritt und sich weiterentwickelt.

Die Vorfälle sind dennoch besorgniserregend. Der offizielle Rat lautet: Halten Sie Ihr Boot an, nehmen Sie gegebenenfalls die Segel herunter und schalten Sie den Autopiloten sowie den Motor aus. Halten Sie sich nicht am Steuerrad fest, da es plötzlich außer Kontrolle geraten kann, wenn ein Wal mit der Ruderanlage kollidiert. Den Besatzungen wird empfohlen, niemals Wale anzuschreien oder zu versuchen, sie zu berühren oder sich ihnen am Rand des Bootes zu nähern. Wenn Sie in den betroffenen Seegebieten unterwegs sind, sollten Sie auf jeden Fall auf unliebsame Begegnungen vorbereitet sein. Dies beinhaltet im Idealfall auch, mit Reparaturmaterialien ausgestattet zu sein, die im Fall eines Ruderschadens helfen. Dennoch sollte klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs statistisch gesehen eher gering ist: Die 53 Yachten, die im vergangenen Jahr in Zwischenfälle mit Walen verwickelt waren, stellen nur einen winzigen Bruchteil der Boote dar, die sich jeden Sommer an dieser Küste bewegen.

Verhaltensregeln

Aus Sicht der Tierwelt sind die Berichte über Orcas ein gutes Zeichen. Gerade Walpopulationen litten besonders im letzten Jahrhundert unter legalem Fang wie auch Wilderei. Auch heute noch gelten die Säugetiere vor der spanischen Küste als so selten, dass sie von den spanischen Behörden als gefährdet und von anderen als bedroht eingestuft werden. Das Image des Killers hängt den Orca-Walen zwar nach, die neue Generation von Skipperinnen und Skippern ist sich jedoch zum Glück der Tatsache bewusst, dass das Meer in erster Linie Lebensraum der Tiere ist und es an uns liegt, sich in ihrer Nähe angemessen zu verhalten. Das kann auch bedeuten, sie wenn nötig zu meiden. Begegnungen mit Meeressäugern gibt es natürlich nicht nur an der spanischen Küste. Einige der größten Hotspots sind die Azoren und die Kanarischen Inseln, die Dominikanische Republik, die Baja in Kalifornien und Mexiko, Alaska, Norwegen und Neuseeland. Auch an den Westküsten Frankreichs und Portugals, sowie weiter nördlich vor Westschottland und Irland sind Wal- und Delfinpopulationen zu finden. An der deutschen Nordseeküste gibt es eine aktive, wenn auch leider abnehmende Schweinswalpopulation.

Die Beobachtung dieser Populationen von Bord aus ist eine unvergleichliche Erfahrung. Wie man dabei am besten vorgeht, verraten zum Beispiel Guidelines im Internet. Laut Whale and Dolphin Conservation (uk.whales.org) sollten wir in jedem Fall stets Abstand halten, „den Walen und Delfinen die Entscheidung überlassen, was passiert“, eine gleichmäßige Fahrtrichtung beibehalten und die Geschwindigkeit reduzieren. Es wird empfohlen, sich Walen und Delfinen niemals frontal zu nähern, sich nicht zwischen ihnen zu bewegen oder sie zu zerstreuen, und besondere Vorsicht walten zu lassen, wenn man Mütter mit Jungtieren sieht. Wenn Wale fressen oder sich ausruhen, sollte man sie in Ruhe lassen. Sie reagieren besonders empfindlich auf Störungen. Es erklärt sich von selbst, dass Trends in den Sozialen Medien nicht immer nachgeahmt werden sollten. Versuchen Sie nicht, mit Walen oder Delfinen zu schwimmen oder sie zu berühren. Dies dient nicht nur Ihrer Sicherheit, sondern auch der der Delfine. Beobachten und genießen Sie, aber bleiben Sie dabei möglichst unauffällig. Gehen Sie auch nicht an Land, wenn Sie wissen, dass dort nistende Seevögel leben.

Auf den Grund gegangen

Als Wassersportlerinnen und Wassersportler sollten wir nicht nur gegenüber der Tierwelt Verantwortungsbewusstsein zeigen, sondern auch der lebenswichtigen Flora am Meeresgrund. Das Thema ist natürlich aktueller denn je: auf der ganzen Welt werden Meeresschutzgebiete eingerichtet, um biologische Vielfalt zu erhalten, um Arten und Riffe zu schützen und um Problemen wie Überfischung entgegenzuwirken. Nach Angaben der World Database on Protected Areas (WDPA) gibt es heute weltweit in 245 Ländern Schutzgebiete. Einen Atlas dieser Gebiete können Sie unter www.protectedplanet.net einsehen.

Diese Gebiete bedecken 7,7 Prozent der Weltmeere und die mit ihnen verbundenen Vorschriften reichen von Planungs- und Entwicklungsbeschränkungen bis hin zu Ankerverboten und Fangverbotszonen. Eine Kampagne mit dem Namen „30x30“ ruft die Staats- und Regierungschefs dazu auf, diesen Anteil bis 2030 auf 30 Prozent der Weltmeere zu erhöhen. Über 70 Länder haben diese Verpflichtung unterzeichnet. Allerdings sind nur 2,8 Prozent der Weltmeere entweder teilweise oder vollständig vor den Auswirkungen der Fischerei geschützt, um nachhaltige Fischbestände zu erreichen. Bei Fischereipraktiken wie der Grundschleppnetzfischerei, einer weit verbreiteten Praxis zum Fang von Fischen wie Seezunge, Scholle, Kabeljau und Jakobsmuscheln, wird der Meeresboden mit Netzen durchkämmt, was dazu führen kann, dass weite Teile des Meeresbodens einer Wüste ähneln. Das ist sowohl für die Artenvielfalt als auch das Klima problematisch, denn aus der aufgewühlten Sedimentschicht am Meeresboden werden organische Kohlenstoffverbindungen freigesetzt, die dann zu CO2 umgewandelt werden.
Zudem absorbieren Pflanzen auch im Wasser CO2, was durch die Beschädigung des Grunds nicht mehr gewährleistet ist. Was im Großen gilt, hat auch im Kleinen seine Bedeutung.

Jeder kann an Bord einen kleinen Beitrag zum Schutz des Meereslebens leisten. Das betrifft bereits die Wahl von Reinigungsmitteln, die beim Abwaschen ins Meer gelangen, aber natürlich auch Ankerpraktiken oder die Verwendung von nachhaltigen Antifouling Anstrichen. Was es für Bootseignerinnen und Bootseigner konkret zu tun gibt, wollen wir im kommenden Jahr gemeinsam mit Wissenschaft und Industrie herausfinden und in Form von kurzen Beiträgen auf unserer Website zur Verfügung stellen. Natürlich praxisnah und mit Fokus auf einfache Umsetzbarkeit. Schließlich wollen wir alle unsere Leidenschaft fürs Wasser und Boote an die kommenden Generationen weitergeben.

Achtung beim Ankern

Für den Meeresboden ist die Schönheit unserer Küsten ein Fluch. Die ständig wachsende Zahl von Booten, die in Küstennähe vor Anker gehen, hat echte Auswirkungen auf Flora und Fauna. In den letzten Jahren sind die Seegraswiesen besonders im Mittelmeer stark zurückgegangen. Dabei sind sie ein wesentlicher Bestandteil des Ökosystems. Sie bieten nicht nur Schutz für die Tierwelt, sondern sind auch eine lebenswichtige Nahrungs- und Sauerstoffquelle für viele Arten. Bootsfahrer sind sich dessen vielleicht nicht bewusst, aber wenn ein Boot mitten in diesen Unterwasserwiesen ankert, kann der Schaden katastrophal sein. Langsam gleitende Anker graben tiefe Furchen. Da die meisten dieser Pflanzenarten langsam wachsen, dauert es in der Natur mehrere Jahrzehnte, bis diese Schäden behoben sind. Im Mittelmeerraum ist es die Posidonia, die Umweltschützern Sorgen bereitet. Diese endemische Pflanze (die keine Alge, sondern eine Blütenpflanze ist) wird durch Anker schwer geschädigt. Um dieses Problem zu lösen, hat die Präfektur für das Mittelmeer (Frankreich) eine Verordnung zur Verschärfung der Vorschriften zum Schutz des Meeresbodens unterzeichnet. Diese Verordnung zielt darauf ab, die Schutzgebiete neu zu definieren und die Strafen bei Nichteinhaltung zu erhöhen. Auch wenn dies hauptsächlich Boote mit einer Länge von über 24 Metern betrifft, werden alle Bootsfahrer zur Wachsamkeit aufg efordert.

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