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14.06.2023
Prävention | Im Notfall

Orcas nähern sich Segelboot – so reagieren Sie

Berichte über Orcas, die Ruderblätter zerbeißen und Segelboote zum Sinken bringen, häufen sich. Doch wie groß ist die Gefahr wirklich? Und was ist zu tun, wenn es zu einer Begegnung zwischen Orcas und Segelboot kommt?

7 Tipps für den Fall einer Begegnung mit Orcas

  • Autopilot ausschalten
  • Steuerrad oder Pinne loslassen
  • Aufstoppen, Motor und Echolot ausschalten, Segel bergen
  • Behörden verständigen (Kanal 16)
  • Bewegung an Deck reduzieren
  • Gut festhalten
  • Fotos und Videos machen

Orcas zielen auf Ruderblätter von Segelbooten

An einem perfekten Segeltag im Sommer 2021 segelte der Überführungsskipper Pete Green vor der Südwestküste Spaniens. Green und seine Crew waren dabei, eine Amel 52 von Gibraltar nach Großbritannien zu überführen. Alles war reibungslos verlaufen, bis sich plötzlich das Steuerrad der Yacht unkontrolliert hin und her drehte.

„Wir wussten, dass die Gefahr bestand, auf Orcas zu treffen, also hielten wir uns nahe der spanischen Küste, aber wir sahen sie nicht kommen“, sagt Green, Geschäftsführer von Halcyon Yachts. „Das Steuerrad drehte sich plötzlich von links nach rechts, als sie mit dem Ruder kollidierten.“

 

Bei Annäherung passiv bleiben  

Die Besatzung schaltete sofort die gesamte Elektrik aus, stellte den Motor ab, rollte die Segel ein und legte sich an Deck. Alle Ratschläge, die sie gesehen hatten, lauteten, passiv im Wasser abzuwarten, bis die Wale sich langweilten. Die Orcas kreisten fast zwei Stunden lang um die Amel, zeitweise so nah, dass die Besatzung die Tiere fotografieren und filmen konnte. Die ganze Zeit über stießen die Meeressäuger gegen den Rumpf, den Kiel und das Ruderblatt.

„Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie uns endlich in Ruhe ließen“, berichtet Pete Green. Als die Orcas verschwanden, war das Ruder bereits stark beschädigt. „In gewisser Weise war es erstaunlich, diesen herrlichen, riesigen und eleganten Kreaturen so nahe zu sein. Aber es war auch beängstigend zu wissen, dass sie in der Lage sein könnten, schwere Schäden zu verursachen. Wäre das Ruder zerstört worden, hätten wir die Kontrolle über das Schiff verloren. Zum Glück hatten wir noch ein winziges bisschen vom Ruderblatt übrig, gerade genug, um den Kurs zu halten und Schutz zu suchen“.

Interaktionen von Orcas mit Segelbooten bleiben selten

In den letzten Jahren ist es vor den Küsten Spaniens und Portugals im Atlantik immer wieder zu Zwischenfällen mit Orcas gekommen. Die meisten dieser Vorfälle ereigneten sich zwischen der Straße von Gibraltar und dem Golf von Cadiz. In diesem Korridor halten sich Orca-Populationen im Sommer auf, um sich von Fischen wie dem Rotem Thun zu ernähren und ihre Jungen zu säugen.

Die Nachrichten über vermeintliche „Angriffe“ verbreiteten sich zuletzt rasant. Es könnte der Eindruck entstehen, die Meere seien voll von aggressiven Säugetieren. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Diese „Angriffe“ sind anscheinend das Werk einer sehr kleinen Zahl von Tieren, deren Verhalten sich offenbar unter besonderen Umständen entwickelt hat.

 

Nur eine kleine Anzahl von Tieren

Die Meeresbiologin Monica Gonzales arbeitet für die galizische Nichtregierungsorganisation CEMMA, die die Webseite orgaiberica.org betreibt. CEMMA trägt Daten über Sicherungen von und Interaktionen mit Orcas zusammen. Gonzales schätzt in einem Interview mit dem Segelblog No Frills Sailing von Mai 2023 auf Grundlage der bisher gesammelten Daten, dass die Orcas in der Region eins von hundert Segelbooten berühren, die dort unterwegs sind. Von diesen Segelbooten werde ein Fünftel durch die Berührung so schwer beschädigt, dass es manövrierunfähig zurückbleibe.

Gonzales spricht von 15 Tieren, die bisher beteiligt gewesen seien. Darunter seien vor allem Jungtiere und nur wenige Erwachsene. Sie würden anscheinend zu unterschiedlichen Familien gehören und seien auf drei bis sechs Schulen verteilt.

 

Die Gründe sind noch unklar

Um ihr Verhalten zu erklären, verfolgt Gonzales zwei Hypothesen, die beide mit „Angriffen“ nichts zu tun haben: Es könnte ein neu erfundenes Verhalten sein, oder es könnte sich um die Reaktion auf eine schlechte Erfahrung mit einem Segelboot handeln.

Dr. Ruth Esteban, eine in Cádiz ansässige Meeressäugerforscherin, die ebenfalls seit Jahren die spanische Orca-Population beobachtet, nennt die Theorie, dass die Jungtiere spielen. Möglicherweise fänden sie die Ruder besonders verlockend, weil diese sich bewegen und geschoben werden können.

Der Segler und Autor Thomas Käsbohrer nennt in einem Interview auf Segelreporter.com weitere Hypothesen, die er zusammengetragen hat: Krankheit, Rache, Hunger, Jagd. „Manche sehen in den Ruderattacken das Signal ‚Verschwindet und haut ab aus unserem Revier!‘“ Bisher ist allerdings keine dieser Hypothesen eindeutig als gültig anzusehen.  

Begegnungen mit Orcas vermeiden

Um Begegnungen mit Orcas zu vermeiden, hat das spanische Verkehrsministerium hat Anfang Juni seine Empfehlungen dahingehend überarbeitet, dass es empfiehlt, in den entsprechenden Regionen einen möglichst küstennahen Kurs zu wählen. Aktuelle Karten mit verzeichneten Orca-Ortungen finden sich auf der Webseite des Ministeriums.

Ratschläge zur Abwehr einer akuten Interaktion können riskant und unter Umständen sogar kontraproduktiv sein, solange die Gründe für das Verhalten der Orcas unklar sind. Das spanische Verkehrsministerium empfiehlt, möglichst schnell flache Gewässer anzulaufen.

Allerdings begibt man sich dadurch möglicherweise in eine Legerwallsituation, die neue Risiken bergen kann. Zudem jagen Orcas auch in der Uferzone. Daher werden geringe Wassertiefen keine Garantie bergen, den Tieren zu entgehen, wie der Fall von Pete Green zeigt.

Geschwindigkeit, erklärt Monica Gonzales, wirke auf die Tiere eher als Anreiz, die Verfolgung aufzunehmen. Schon wenn sie ziehen, schwimmen Orcas zwischen 5 und 10 Knoten schnell. Bei der Jagd erreichen sie Geschwindigkeiten von deutlich über 20 Knoten.

Ratschläge für Begegnungen mit Orcas

Einstweilen bleiben für den Fall, dass die Vermeidungsstrategie erfolglos war, und eine Interaktion mit Orcas stattfindet, vor allem Ratschläge zur Sicherheit von Crew und Schiff. Der offizielle Rat sowohl der britischen Cruising Association als auch von orcaiberica.org lautet: Stoppen Sie Ihr Boot, bergen Sie gegebenenfalls die Segel, und schalten Sie den Autopiloten, das Echolot sowie den Motor aus. Halten Sie sich nicht am Steuerrad fest, da es plötzlich außer Kontrolle geraten kann, wenn ein Wal mit dem Ruderblatt kollidiert.

Der Crew wird empfohlen, Orcas, die das Segelboot anzugreifen scheinen, weder anzuschreien, noch zu berühren, noch sich ihnen an der Bordwand zu nähern. Skipper sind verpflichtet, alle Sichtungen und Begegnungen zu melden. Um die Tiere auch identifizieren zu können, sollten Fotos und Videos gemacht werden.

Wenn Sie in den betroffenen Seegebieten unterwegs sind, sollten Sie auf jeden Fall auf unliebsame Begegnungen vorbereitet sein. Dies beinhaltet im Idealfall auch, mit Reparaturmaterialien ausgestattet zu sein, die im Fall eines Ruderschadens helfen. Dennoch sollte klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs statistisch gesehen eher gering ist.

Weiterführende Links zum Umgang mit Orcas

DSV: Orca-Attacken - Meiden Sie die Gebiete

https://www.dsv.org/nachrichten/fahrtensegeln/2023/06/orca-attacken-meiden-sie-die-gebiete/

 

CA: Webinar Orcas and Yachts - Fact, Fiction and Fear (englisch)

https://www.youtube.com/watch?v=dwi_O9m2394

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